Barbaras lange Ameisenreise

Schon Joachim, der Ringelnatz,
schrieb - wohl nur um des Reimes Willen -
den wohl recht denkwürdigen Satz,
dass auch die Kleinsten gerne reisen -
die Rede ist von den A-Meisen.

Voraussetzung ist Denkvermögen,
denn sonst wär's ja wohl ganz unmöglich,
dass A-Meisen gen
Italien zögen!
Statt Bahn zu fahren bei den Preisen,
entschloss man sich, per "Stopp" zu reisen.

Recht kurz nur war die Reise heuer:
In einer Schüssel voll Marillen
begann für sie das Abenteuer,
denn Fränzchen aus dem Nachbarort
fuhr mit der Schüssel heute fort.

In meiner Küche steht sie nun -
was soll gescheh'n mit den Marillen?
Gleich werd' ich was mit ihnen tun.
A-Meisen wuseln zwischen Früchten
und wollen vor dem Kochen flüchten.

Aus meiner Abwasch fortgespült
von eisig kalten Wassermassen,
hab'n sie sich fürchterlich verkühlt!
Geschwemmt durch einen schwarzen Schlund
in des Kanalnetz' tiefsten Grund.

Benommen klammern sie sich fest
an etwas, was da oben schwimmt -
ein kläglicher Gemüserest!
Er dient als Floß auf wildem Fluss -
es nicht nicht grad ein Hochgenuss...

Herrje - das Floß hat angelegt!
Von oben dringt des Lichtes Schimmer.
Sie sind vor Glück ganz aufgeregt.
Ein Schacht! Zwar mühsam zu erkraxeln -
doch wozu hat man seine Haxeln?

Gesagt, getan - noch ganz benommen
vor Mühsal, Angst und Freud' ganz schwach,
sind sie hier oben angekommen.
Jetzt gibt es nur noch zu berichten:
auf's Reisen woll'n sie nun verzichten!

©Barbara6491Schwarz