Frühherbst
Morgen
Kalter Dunst verhüllt
die Welt mit feuchten Schleiern,
verwischt Konturen.
Die Sonne erhellt
und verdichtet das Wabern
der Nebelschwaden.
Jegliche Laute
durchdringen jetzt nur gedämpft
das wattige Weiß.
Kühl und feucht beperlt
der Weinbeerkrabbler alles,
was unbedacht ist.
Vormittag
Die Sonne erscheint
als fahle Kugel im Dunst –
die Schleier weichen.
Endlich sieghaft strahlt
sie aus tiefstem Blau und wärmt
alle Existenz.
Der Starenschwärme
vollendete Harmonie
gemeinsamen Flugs.
In den Weingärten
fröhliches Miteinander
der Traubenlese.
Mittag
Goldene Wärme
durchdringt schon Absterbendes,
lässt Farben erglüh’n.
Flammende Röte,
Samtbraun und strahlendes Gelb
entzücken Augen.
Mittägliche Rast,
Pause im Rausch der Ernte,
nur Bienen summen.
Ein Innehalten,
Atemholen der Natur,
Tanken letzter Kraft.
Nachmittag
Lärmende Einfuhr,
Grüngold und Blau der Trauben
purzelt in Keltern.
Durchdringender Duft,
säuerlich scharf und reizend –
endlich der Süßmost.
Gerupfte Zeilen,
abgeerntet, verlassen,
beruhigen sich.
Abend
Rechtschaffen müde,
von Weingarten und Kellers
Getriebe schon matt.
Abendrot verfärbt
föhniges, zerstiebendes
Wolkengefieder.
Röte verblasst
von Rosa zum Violett
und dunklem Nachtgrau.
Nacht
Der kalte Nachthauch
weht um alles Träumende –
Winters Vorahnung.
Sternengefunkel
riskiert durch Nebelschwaden
da und dort Augen.
Erster Frost vereist
reifig Halme und Blätter –
Winters Vorbote.
Lang – immer länger
breitet die Nacht den Mantel
der Dunkelheit aus.
© Barbara6491
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