Der Weihnachtsganskarpfen


Eingepackt in eine Tasche

liegt die Gans erschlafft und tot.

Übern Rand, da hängt ihr Köpfchen,

(Federn sind ein bisschen rot).

 

Im Hof zu Hause angekommen,

wird sie erst mal ausgepackt,

dann gerupft und heiß gesenget,

liegt sie da vollkommen nackt.


In Papier nun eingewickelt,

stellt man sie im Schuppen kalt.

Dort verharrt sie dann geduldig,

bis sie holt der Heinrich bald.

 

Auf dem Tisch – papierentkleidet -

wartet sie auf einem Brett,

dass man ihr den Bauch aufschneidet,

iiihhh, wie ist das Luder fett!


Die Elfriede mit dem Messer -

gefährlich scharf und extra lang –

rückt ihr sehr beherzt und schneidig

nun zu Leibe mit Gesang.


Als sie packt den Hals, den langen,

um zu köpfen dieses Tier,

da wird ihr auf einmal übel,

stürzt hinaus zur Küchentür.


Rennt ins Bad und übergibt sich,

sitzt auf einem Hocker schwach.

Zittrig und mit weichen Knieen

schleicht sie in die Küche, ach!


Packt die tote Gans mit Grausen,

trägt im Kübel sie hinaus,

schenkt sich ein ’nen großen Schnaps

und pfeift auf den Weihnachtsschmaus.


Ruft beim Wirten an, der drunten

Weihnachtsgäns’ en gros dort brät,

und bestellt zum Abhol’n eine,

aber leider: schon zu spät!


Alle Gänse sind vergeben,

keine ist zu haben mehr -

doch der Wirt erklärt ihr gütig,

wie gut doch auch ein Karpfen wär.


Ha, die Rettung naht – oh Freude!

Heiligabendvormittag

fährt nun Heinrich hin zum Wirten,

holt den Karpfen laut Vertrag.


Dumm nur, dass er leicht verspätet,

weil der Wirt ihm von dem Bier,

frisch gezapft und wirklich süffig

rasch kredenzt ihm drei bis vier.


Ach, das sind nur Kleinigkeiten,

Heinrich fährt beschwingt nach Haus,

trägt den Karpfen in die Küche –

gerettet ist der Weihnachtsschmaus!


Elfriede nun, nur leicht gestresst

nimmt ihn freudig in Empfang.

Alles Drumherum ist fertig –

Weihnachtsfriede – Gott sei Dank!


Heinrich am Klavier spielt selig

Fröhöliche Weihnacht überall!“,

Elfriede singt, das Essen tragend,

Klinget durch die Lüfte froher Schall!“


Nach dem Essen satt und müde,

ermattet nun am Weihnachtstisch

riskieren sie verschämt ein Auge

auf den abgenagten Fisch.


Aber nächstes Jahr probier ich’s

selber mit dem frischen Fisch... “

versichert nun Elfriede friedlich.

Heinrich schläft, Kopf auf dem Tisch.


© Barbara6491

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